Technikgeschichte 24.05.2025, 17:00 Uhr

U-Boot U17 im Museum: Luke auf und ab in den Maschinenraum

Der Transport der U17 von Kiel nach Sinsheim, war eine logistische Meisterleistung. Ab sofort kann das U-Boot im Museum bestaunt und betreten werden.

U-Boot im Technikmuseum Sinsheim

Ab sofort kann die U17 im Technikmuseum von innen besichtigt werden.

Foto: Technikmuseum Sinsheim Speyer

Das Technikmuseum Sinsheim Speyer präsentiert seit Mai 2025 ein neues Highlight: das U-Boot U17. Besucherinnen und Besucher können seitdem das Innere des mehr als 48 Meter langen und fast 500 Tonnen schweren Unterwasserfahrzeugs besichtigen. Es handelt sich um ein Boot der Klasse 206A, das über Jahrzehnte hinweg in Nord-, Ost- und Mittelmeer unterwegs war.

500 Tonnen auf Tauchgang

Das U-Boot U17 ist 48,6 Meter lang und 4,6 Meter breit. Der maximale Tiefgang liegt zwischen 4,3 und 4,5 Metern, was für Einsätze in Küstengewässern von Vorteil war. Aufgetaucht verdrängt es 450 Tonnen, getaucht erhöht sich das Gewicht auf 498 Tonnen. Die unterschiedliche Verdrängung ergibt sich aus der Wasseraufnahme in die Ballasttanks beim Abtauchen. Diese Tanks sorgen dafür, dass das Boot unter Wasser stabil bleibt.

Im getauchten Zustand erreicht U17 eine Geschwindigkeit von bis zu 17 Knoten, was rund 31,5 km/h entspricht. Aufgetaucht liegt die maximale Geschwindigkeit bei 10 Knoten oder 18,5 km/h. Die Reichweite variiert je nach Betriebsmodus und Geschwindigkeit erheblich. U17 konnte in einem Einsatz mehrere Tage unter Wasser bleiben, ohne aufzutauchen.

Stellenangebote im Bereich Fahrzeugtechnik

Fahrzeugtechnik Jobs
Universität Stuttgart-Firmenlogo
W3-Professur "Spurgebundene Mobilitätssysteme" Universität Stuttgart
Stuttgart Zum Job 
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Konstruktion" THU Technische Hochschule Ulm
FRIWO-Firmenlogo
Senior Softwareentwickler Embedded Systems / C/C++ (m/w/d) FRIWO
Ostbevern Zum Job 
Dekra Automobil GmbH-Firmenlogo
Sachverständiger Krane (m/w/d) Dekra Automobil GmbH
Heilbronn, Schwäbisch Hall Zum Job 
Dekra Automobil GmbH-Firmenlogo
Unfallanalytiker Verkehrsunfälle / Kfz Sachverständiger Unfallrekonstruktion (m/w/d) Dekra Automobil GmbH
Dekra Automobil GmbH-Firmenlogo
Prüfingenieur Fahrzeuge / Kfz Sachverständiger (m/w/d) ggf. zur Weiterbildung Dekra Automobil GmbH

Elektromotor von Siemens sorgt für den Antrieb

Angetrieben wird das Boot durch einen leistungsstarken Elektromotor von Siemens mit 1.100 Kilowatt (entspricht etwa 1.500 PS). Die Energie für diesen Antrieb wird über zwei Dieselmotoren von MTU mit jeweils 440 Kilowatt (etwa 600 PS) erzeugt. Diese treiben Generatoren an, die wiederum die Batterien laden. Der Elektromotor wird dann aus diesen Batterien gespeist – ein typisches Merkmal für diesel-elektrische U-Boote. Dieses System erlaubt einen nahezu geräuschlosen Betrieb unter Wasser, was für Tarnung und taktische Manöver entscheidend war.

Die Tauchtiefe des Bootes beträgt maximal 100 Meter. Dies ermöglicht den Einsatz in verschiedenen maritimen Zonen, von Flachwasserregionen bis zu mittleren Tiefen im offenen Meer.

U17 U-Boot

Mit 48,6 Metern Länge und 9m Höhe ist U17 in etwa so lang wie 11,5 PKW und hoch wie 1,5 Häuser.

Foto: Technik Museen Sinsheim Speyer

Arbeiten auf engstem Raum

Die Stammbesatzung bestand aus 22 bis 23 Personen. Diese lebten und arbeiteten wochenlang auf engstem Raum. Der Innenraum war auf Effizienz getrimmt: Jeder Zentimeter hatte eine Funktion, jeder Handgriff war Routine. Der Dienst auf einem U-Boot wie U17 erforderte daher nicht nur technisches Verständnis, sondern auch ein hohes Maß an Teamgeist und Belastbarkeit.

Insgesamt legte das U-Boot während seiner 37 Dienstjahre rund 201.152 Seemeilen zurück. Das entspricht etwa 372.533 Kilometern. Davon wurden über 80.000 Seemeilen, also mehr als 148.000 Kilometer, unter Wasser zurückgelegt. Diese Zahlen verdeutlichen die strategische Relevanz und Dauerbelastung, denen ein Boot dieser Klasse über Jahrzehnte ausgesetzt war.

Innenraum der U17

Kein Arbeitsplatz für Menschen mit Platzangst: Der Maschinenraum der U17.

Foto: Technikmuseen Sinsheim Speyer

Vom Auftrag bis zur Ausmusterung

Die Bestellung für das U-Boot erfolgte im Juni 1969. Kiellegung war am 1. Juni 1970, der Stapellauf am 10. Oktober 1972. Die Indienststellung folgte am 28. November 1973. Nach mehr als 37 Jahren im Einsatz wurde U17 am 14. Dezember 2010 in Eckernförde außer Dienst gestellt.

U17 war gemeinsam mit U26 das erste deutsche U-Boot nach dem Zweiten Weltkrieg, das amerikanische Gewässer befuhr und im Hafen von Baltimore anlegte. Damit knüpfte es an historische Momente wie die Ankunft von U-Deutschland im Jahr 1916 an.

U17 im Nord-Ostseekanal

Hier wird die U17 im Nord-Ostseekanal von zwei Schleppern gezogen.

Foto: Technikmuseum Sinsheim Speyer

Initiative zur Rettung von U17

2017 entstand die Idee, ein weiteres U-Boot im Technikmuseum Sinsheim auszustellen. Der Museumsverein nahm daraufhin Kontakt mit dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr auf. Im Ergebnis wurde U17 als Leihgabe übernommen – eine wichtige Ergänzung zur Ausstellung des Vorgängermodells U9 im Schwesterhaus in Speyer.

U17 in Heidelberg

Hier ankert die U17 auf dem Neckar in Heidelberg.

Foto: Technikmuseum Sinsheim Speyer

2023 geht es von Kiel nach Speyer

Der Transport von U17 begann am 4. April 2023 in Kiel. Im Marinehafen wartete das U-Boot auf den Schlepper, der es in den Stichhafen der German Naval Yards brachte. Dort hob ein 900-Tonnen-Portalkran den Koloss aus dem Wasser und platzierte ihn millimetergenau im Trockendock. Zuvor wurde das Boot entmilitarisiert, gereinigt und von jahrelangen Spuren des Seewassers befreit. Algen, Muscheln und Seepocken hatten sich am Rumpf festgesetzt.

Am 29. April 2023 startete der Schleppzug in Richtung Nord-Ostsee-Kanal. Die Fahrt führte über die Nordsee zur niederländischen Küste, durch Hoek van Holland und weiter nach Rotterdam. Auf der Waal ging es über Nijmegen bis nach Duisburg. Dort erreichte U17 deutschen Boden. Weitere Stationen auf dem Wasserweg waren unter anderem Köln, Bonn, Mainz und Worms.

Die Rheinreise war geprägt von Zwischenstopps, bei denen Tausende Technikinteressierte und Schaulustige das U-Boot am Ufer empfingen. Speziell in Heidelberg bot sich ein besonders eindrucksvolles Bild: U17 lag unterhalb der Schlossruine und neben der Alten Brücke vor Anker.

U17 am Stadion der TSG Hoffenheim

Fast geschafft: Die U17 am Stadion der TSG Hoffenheim.

Foto: Technikmuseum Sinsheim Speyer

Reise von Speyer nach Sinsheim

Für seine letzte Reise wurde das U-Boot im Sommer 2025 auf einen Tieflader verladen. Für die Straßenetappen ab dem 21. Juli 2024 musste U17 mehrfach gekippt werden – unter anderem um Bahnübergänge zu meistern. Ein 30-achsiger Tieflader transportierte das U-Boot mit angehobenen Oberleitungen, entfernten Ampeln und abgesicherten Straßen durch Orte wie Haßmersheim, Neckarmühlbach, Siegelsbach, Bad Rappenau, Bonfeld, Ittlingen und Hilsbach.

Besondere logistische Herausforderungen waren die Querung der Autobahn A6 als Geisterfahrer, das Passieren enger Ortsdurchfahrten, das Drehen des U-Boots auf einem Tieflader in Neckarmühlbach und die letzte Bahnquerung in Ittlingen. Die Transportteams arbeiteten täglich mit hoher Präzision und Improvisationstalent.

Am 28. Juli 2024 erreichte U17 das Technik Museum Sinsheim. Die finale Etappe durch Sinsheim, begleitet von zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauern, endete mit dem Absetzen des Bootes auf dem Ausstellungsgelände. Ein großer Moment für alle Beteiligten. Laut Technikmuseum Sinsheim Speyer kostete der Transport rund zwei Millionen Euro und wurde überwiegend durch Spenden finanziert.

Was gibt es im U-Boot zu sehen?

Ein Rundgang durch das U-Boot beginnt im vorderen Bereich – dem Torpedoraum. Dort liegen noch heute die acht beeindruckenden Torpedorohre, jedes rund 15 Meter lang. Einst waren sie mit Waffen bestückt, heute ermöglichen sie einen faszinierenden Einblick in die Technik. Eines der Rohre wurde so umgestaltet, dass man hindurch ins Freie blicken kann.

Weiter geht es durch die engen Lebensbereiche der 23-köpfigen Besatzung: eine winzige Nasszelle mit Toilette und Dusche – kaum größer als ein Quadratmeter –, dicht nebeneinander montierte Kojen, die Kombüse mit Kühlschrank, Tischen und Sitzbänken. Auch die Kommandozentrale ist zugänglich. Hier befinden sich Monitore, Tastaturen und das Periskop, durch das Besucher:innen ein ganz besonderes Ziel erfassen können: ein russisches Tupolev-Flugzeug, das auf dem Dach der benachbarten Halle ausgestellt ist. Die Tour endet im Maschinenraum, über den man wieder ins Freie gelangt.

Transport U17

Der Transport der U17 war eine riesige Herausforderung, mitunter musste das U-Boot auf die Seite gekippt werden.

Foto: Technikmuseen Sinsheim Speyer

U17 mit allen Sinnen erleben

Neben der Technik bietet das Museum auch ein emotionales Erlebnis. Originalgetreue Geräusche lassen die Vergangenheit lebendig werden: das Surren der Schiffsschraube, sonarartiges Piepen, das Blubbern des Wassers und sogar Walgesänge. Die Atmosphäre wird durch einen charakteristischen Geruch abgerundet – eine Mischung aus Maschinenöl und Schweiß, die, so Matthias Krieg, stellvertretender Leiter der Museumswerkstatt, von U-Boot-Fahrern als „edler Duft“ bezeichnet wird.

Das Boot vibriert spürbar – Rüttelplatten simulieren die Bewegungen unter Wasser. In einer kurzen Szene aus dem Filmklassiker Das Boot taucht die U17 in rotes Alarmlicht, begleitet von Sirenengeheul. Und wer selbst aktiv werden möchte, darf einige Schalter betätigen und Ventile öffnen oder schließen – ein kleines Stück echter U-Boot-Alltag zum Anfassen.

Hier geht es zur Museumsseite

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.